Das Gedenken bleibt eine immerwährende Aufgabe
Zum 76. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz erklären die Fraktionsvorsitzenden Katrin Göring-Eckardt und Dr. Anton Hofreiter:
Der Holocaustgedenktag ruft uns unnachgiebig die Shoah – die systematische Ermordung von Millionen von Jüdinnen und Juden – in Erinnerung. Dieses Gedenken lässt sich nicht abschließen, es ist und bleibt eine immerwährende Aufgabe, die sich aus der deutschen Verantwortung ergibt. Allen Versuchen, die Erinnerung aufzuweichen, durch Verharmlosung der Verbrechen der Nazi-Diktatur oder Forderungen nach einem „Schlussstrich“, gilt es, mit aller Deutlichkeit zu widersprechen.
Die historische Verantwortung bedeutet eine Verantwortung für das Hier und Heute. Der rechtsterroristische Anschlag von Halle 2019 war bei weitem nicht der einzige Angriff auf jüdisches Leben in Deutschland. Antisemitismus ist allgegenwärtig und ragt weit in die Mitte der Gesellschaft hinein. Wenn während „Querdenken“-Demonstrationen Judensterne getragen werden und die Bundesrepublik mit dem NS-Regime gleichgesetzt wird, dann ist dies eine unerträgliche Relativierung der nationalsozialistischen Verbrechen, der wir uns genauso wie den derzeit verstärkt verbreiteten antisemitischen Verschwörungsideologien mit aller Macht entgegenstellen müssen. Auch dazu fordert uns der heutige Gedenktag auf: immer und jeden Tag.
Es ist gut, dass der Deutsche Bundestag kürzlich beschlossen hat, zusätzlich zu den bestehenden Gedenkorten eine Dokumentationsstätte zur Geschichte der nationalsozialistischen Besatzungsherrschaft zu errichten – denn die Besatzung Osteuropas war eine entscheidende Voraussetzung für die Ermordung der europäischen Jüdinnen und Juden.