Wir brauchen endlich das erste europäische Waldgesetz
Die Grünen-Abgeordneten Anton Hofreiter und Anna Deparnay-Grunenberg fordern die EU-Kommission auf, endlich den Entwurf für das Forest Monitoring Gesetz vorzulegen.
Bei einer gemeinsamen Veranstaltung zur Waldbrandprävention forderten der Bundestagesabgeordnete Anton Hofreiter und die EU-Parlamentarierin Anna Deparnay-Grunenberg (beide Grüne) die EU-Kommission auf, das Gesetz zur Waldüberwachung wie angekündigt vorzulegen. „Der kürzlich fürs Klima designierte Kommissar Maros Sefcovic will am liebsten keine neuen Green-Deal-Gesetze mehr auf den Weg bringen. Aber wir brauchen dringend das Forest Monitoring Law als erstes europäisches Waldgesetz“*, sagte die Forstwissenschaftlerin Anna Deparnay-Grunenberg. Eigentlich wollte die EU-Kommission diesen Herbst ein Gesetz zur Waldüberwachung (Forest Monitoring Law) vorlegen. „Damit hätten wir erstmals einheitliche Daten, damit wir überhaupt wissen, wie es den Wäldern in Europa geht“, so der promovierte Botaniker Hofreiter.
Schon jetzt ist klar: Viele Wälder befinden sich in einem schlechten Zustand, 2023 wüteten in Griechenland die EU-weit verheerendsten Waldbrände seit der Aufzeichnung. „Die Brände sind auch ein Erbe einer verfehlten Forstwirtschaft der vergangenen Jahrzehnte“, so Deparnay-Grunenberg. „Eine flächendeckende Waldüberwachung würde zeigen, wie groß der Handlungsdruck bereits ist und wo wir nachbessern müssen.“
Anton Hofreiter forderte ein grundlegendes Umdenken in der Waldpolitik: „Löschen allein reicht nicht, wir müssen verhindern, dass der Wald überhaupt brennt. Jeder Euro, den wir in die Prävention stecken, spart ein Vielfaches an Schäden ein. Das Wichtigste ist, dass wir das Wasser im Wald halten.“ Schon die Pflanzung einer einzigen Laubbaumart in Kiefernwäldern senke die Waldbrandgefahr enorm, weil es plötzlich Laub und damit wieder Regenwürmer und schließlich Erde gebe. Der Waldböden bestehe dann nicht mehr nur aus harzenden Nadeln, die wie Zunder brennen. „In Deutschland stehen noch fast eine Milliarde Euro aus dem Waldklimafonds für solche Maßnahmen zur Verfügung“, so Hofreiter.
Auch in der EU stünden noch viele Mittel für den Brandschutz der Wälder bereit, sagte Deparnay-Grunenberg. „Viele werden allerdings nicht abgerufen, weil die Verfahren zu kompliziert sind und es an forstwissenschaftlichem Know-How fehlt.“ Dabei gebe es enorm viel zu tun, um die Wälder gegen Feuer zu wappnen. Bisher fehlt der EU im Wald jedoch die rechtliche Kompetenz, um die weitere Zerstörung zu stoppen. „Wir benötigen einen klaren politischen Willen der Mitgliedstaaten, gemeinsame Standards für das Monitoring zu schaffen, auch als Grundlage für die Brandbekämpfung.“
Hintergrund
- Fast 470 000 Hektar Wald sind 2023 in der EU abgebrannt.
https://joint-research-centre.ec.europa.eu/jrc-news-and-updates/wildfires-2023-41-burnt-area-eu-within-natura-2000-protected-sites-2023-09-08_en - In Griechenland wüteten im Sommer die schlimmsten je dokumentierten Waldbrände in der EU: über 81.000 Hektar sind abgebrannt.
- Allein in diesem Jahr wurden bereits etwa 20 Millionen Tonnen CO2 durch Landschaftsbrände emittiert. https://effis.jrc.ec.europa.eu/apps/effis.statistics/seasonaltrend
- Zum Vergleich: Unser Unionsziel für den Nettoabbau von Treibhausgasen für 2030 beläuft sich auf insgesamt 310 Millionen Tonnen CO2 für den LULUCF-Sektor (Erklärung siehe letzter Punkt).
- 96 Prozent der Brände werden durch Menschen verursacht. Die Bildung der Bevölkerung im Hinblick auf Waldbrandgefahren und richtiges Verhalten im Wald sind daher essentiell. Unachtsamkeit wie ein weggeworfener Zigarettenstummel oder ein Lagerfeuer kann verheerende Folgen haben.
*In dieser Legislaturperiode wurden bereits mehrere EU-Gesetze verabschiedet, die den Wald betreffen, darunter die Renewable-Energy-Richtlinie III (REDIII) sowie die Verordnung zu Landnutzung, Landnutzungsänderungen und Forstwirtschaft (LULUCF). Das Forest Monitoring Law wäre das erste EU-Gesetz, dass sich ganz spezifisch und ausschließlich mit dem Wald befasst.